Beschneidung von Jungen und Mädchen aus religiösen Gründen

Das Kölner Urteil, die gesellschaftliche Diskussion und die juristische Entwicklung.

Zentralrat der Juden zur Beschneidung

Der Zentralrat der Juden will die Zwangsbeschneidung von Säuglingen institutionalisieren
http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3773.html
Der Vizepräsident und Kultusdezernent des Zentralrats, Dr. Josef Schuster erklärt, die Ausbildung zum Beschneider müsse in Deutschland in eine organisatorische Form gebracht werden, um auch "künftig einheitliche religiöse und medizinische Standards" zu garantieren.

Wenn die Menschenwürde ein dem Menschen immanenter, universeller Wert ist, muss die Verletzung der Menschenwürde eine Gegenkraft erzeugen, sobald der Mensch Kenntnis von ihr erlangt. Das Entstehen dieser Gegenkraft erfolgt demnach gesetzmäßig. Die Entstehung dieser Gegenkraft erfolgt weiterhin unabhängig vom Erkenntnisstand des Einzelnen oder der Gesellschaft insgesamt. Abhängig vom Erkenntnisstand ist die Art und Weise der Umsetzung der Gegenkraft. Die Umsetzung selbst ist unausweichlich.

"Dummes von der Kinderbeauftragten" - Lala Süsskind, Jüdische Allgemeine
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13847
Lala Süsskind kritisiert die Äußerung von Marlene Rupprecht (SPD), die lediglich einen Zusammenhang entkoppelt, der zuvor von jüdischer Seite in Form einer Petition vom 12.07.2012 hergestellt wurde. Frau Süsskind schreibt weiterhin:
"Wir werden als Juden das tun, was wir für richtig halten! Wir haben eine über viertausendjährige Praxis, unsere Religion auszuüben, die werden wir betreiben oder verändern, wann wir es möchten!"
Der deutsche Rechtsstaat scheint in den Augen von Frau Süsskind nur eine von jüdischer Seite gedultete Option zu sein, dessen Regeln einzuhalten, bisher nur einer ausserordentlichen Generösität zu verdanken ist.
Süsskind: "Was aber ist von dieser Kritik zu halten, wenn in ihr die Schoa einfach als abgehakt behandelt wird – »Wir hatten den Holocaust«? Die Frage drängt sich auf, wo denn hier die Kritik endet und wo der Antisemitismus beginnt." Wie oben nachgewiesen wird die Schoa nicht "abgehakt" (Metaphern immer dort, wo die präzise Beschreibung den Denkfehler oder die bewusste Manipulation aufdeckt) sondern ihr wird abgesprochen Grundlage für ein Kritikverbot an jüdischen Verhaltensweisen sein zu können. Die Schoa ist Grundlage der Festschreibung der Menschenrechte und das Problem für "die Juden" ergibt sich aus der Tatsache, dass sie diesem Maßstab mit der Beschneidung von Minderjährigen nicht gerecht werden.
Süsskind: "Das Judentum ...stellt sich ja der aktuellen Diskussion. Es geht um die Frage nach medizinischen Standards, nach Betäubung und Schmerzempfinden..." Bevor ich von der Praxis, einem Menschen ohne Betäubung ein Körperteil zu amputieren im Zusammenhang mit der Beschneidung erfuhr, hätte ich die Möglichkeit für eine solche Prozedur genau einem Ort zugeschrieben, der Abteilung für medizinische Experimente in einem Konzentrationslager. Die Notwendigkeit, diese bestialischen Durchführungsbedingungen sofort zu beenden, ist selbst im so genannten "Ethik"-Rat erkannt worden. Hier gibt es keine Frage, der sich das Judentum "stellen" würde. Damit ist Schluss. Die einzige Frage die noch offen ist, weil sie einer abschließenden rechtlichen Klärung bedarf, ist die Zwangsbeschneidung selbst. Um diese weiterhin durchführen zu können, wird vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), dessen Vorsitzende Frau Süsskind ist, am 09.09.2012 eine Demonstration veranstaltet.
http://www.aviva-berlin.de/...Diskriminierend.php?id=141353
Im Namen von "Religionsfreiheit", "Toleranz", "Weltoffenheit" und "Gelassenheit". Wenn diese Begrifflichkeiten in diesem Zusammenhang schon eine Perversion darstellen, so findet sich diese in ihrer Vervollkommnung, wenn sich Frau Süsskind gegen ihre eigene "Bevormundung" wendet und aus der für sie resutierenden Selbstbestimmung das Recht ableitet, einem anderen Menschen ein Körperteil amputieren zu können. Am allerliebsten ohne Betäubung und nur wenn es unbedingt sein muss mit. Dieses Gedankengebäude in Vollendung lässt auch "Arbeit wieder frei machen". Es ermöglicht Terroranschläge, Kriege und Vernichtungslager zur Durchsetzung der eigenen Interessen, problemlos in eine von Gott, Allah, dem Führer oder der Partei gewollte Notwendigkeit zu transformieren. Alles ist möglich.

Wohin die Reise aus Sicht der Religionen gehen soll, verdeutlicht Prof. Dr. theol. Dr. h. c. Wolfgang Huber in der Diskussion des Ethikrates in Erwiderung auf die von Prof. Dr. iur. Reinhard Merkel geäußerte Befürchtung, ein Sondergesetz für Juden und Muslime entstehen zu lassen.
http://www.zwangsbeschneidung.de/archiv/ethikrat/23-08-2012/plenarsitzung-23-08-2012-simultanmitschrift.pdf
Huber: "Es ist hermeneutisch unterbestimmt, nur diejenigen religiösen Überzeugungen und religionsgeprägten Verhaltensweisen als religionsfreiheitsrelevant anzusehen, über die in der jeweiligen Religion vollkommene Einigkeit besteht." Rechte sollen demnach in Zukunft grundsätzlich von religiösen Bestimmungen abgeleitet werden, mit Geltungsbereich für alle Religionen und ihren inneren Strömungen. Dies hätte für das konkrete Problem der Beschneidung genau das zur Folge, was befürchtet wurde. Alle Formen der Beschneidung für Jungen und Mädchen müssten in allen Varianten zugelassen werden, genau so, wie von der jeweiligen Religion gewünscht. Huber weiter: "Religionssoziologisch betrachtet ist die sogenannte Säkularisierungsthese schon länger nicht mehr die dominierende Auffassung von den Dingen, sondern dominierend wird mehr und mehr die Auffassung, die ernst nimmt: Wir sind in einer religiös pluralen Situation mit einer gerade in Deutschland sehr starken Stellung der säkularen Option, aber neben dieser säkularen Option steht der Glaube als Option, und zwar in der pluralen Gestalt verschiedener Glaubensweisen." Im Privatleben ist die religiös plurale Situation selbstverständlich durch die Religionsfreiheit geschützt. Das Säkulare als reine Option auf den Rechtstaat zur übertragen, heißt nichts anderes als diesen abschaffen zu wollen.

Hubers Vater, Ernst Rudolf Huber, der in der Zeit des Nationalsozialismus einer der führenden Verfassungsrechtler war, schrieb:
"Das lebendige völkische Recht wird im Volke in erster Linie durch den Führer verwirklicht, und der rechtsprechende Richter des neuen Reiches ist notwendig dem Führerwillen, der eben Ausdruck des höchsten Rechts ist, untergeordnet."
Man ersetze "Führer" wahlweise durch Gott, Allah oder Partei. Huber scheint immer noch nicht begriffen zu haben, dass die Installation einer behaupteten unfehlbaren Instanz automatisch diejenigen ins Unrecht setzt, die gegen sie argumentieren. Auf der Ebene des Individuums ist diese Wahl der Weltanschauung verfassungsrechtlich geschützt, auf staatlicher Ebene bedeutet sie Diktatur. Auf beiden Ebenen wird der Erkenntnisprozess durch eine Befehlsstruktur ersetzt. Da alle Religionen auf der Grundlage behaupteter Unfehlbarkeitsinstanzen beruhen, widersprechen sie damit dem hauptsächlichen Wesensmerkmal des Menschen, seiner Erkenntnisfähigkeit und sind somit zum Untergang verurteilt.

Für Huber ist das zu verstümmelnde Kind nur Mittel zum Zweck, die fortschreitende Säkularisierung doch noch aufzuhalten. Huber schließt, die Tradition seines Vaters folgerichtig fortsetzend:
"... und deswegen ist es wichtig, dass auch der Deutsche Ethikrat nicht den Anschein erweckt, es sei eine ethische Frage, die nur unter medizinethischen Gesichtspunkten zu beachten sei."

Die Medizinethik, die im heutigen Deutschland ihre Grundlagen im Wohlergehen des Menschen, im Verbot zu schaden und im Recht auf Selbstbestimmung des Patienten, also im allgemeinen Prinzip der Menschenwürde verankert sieht, soll also nicht ausschlaggebend für die ethische Fragestellung bei Eingriffen am menschlichen Körper, hier der Beschneidung, sein.

Spätestens hier sollte jeder (Jude) begriffen haben, worum es wirklich geht. Und mir ist selbstverständlich völlig zu Recht Naivität vorzuwerfen, wenn ich vermute, Huber hätte hier irgend etwas nicht verstanden.

Wollt ihr uns Juden noch? - Charlotte Knobloch ehem. Präsidentin des Zentralrats der Juden
http://www.sueddeutsche.de/politik/beschneidungen-in-deutschland-wollt-ihr-uns-juden-noch-1.1459038
Ich wünsche mir Menschen, die sich in vollständiger Freiheit für ihre Weltanschauung entschieden haben. Hier in Deutschland.

Zentralrat der Juden begrüßt Eckpunktepapier zur Beschneidung (04.10.2012)
http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3820.html
Graumann: "Das Bundesjustizministerium verdient Respekt und Anerkennung, dass es einen solch klugen Vorschlag vorgelegt hat." "Die Debatte muss nun endlich sachlich geführt werden. Jetzt geht es darum, auch die Gegner der Beschneidung mit ins Boot zu nehmen und zu überzeugen."
Wenn dieses Eckpunktepapier von Juden als klug bezeichnet, weiß ich, was Juden für klug halten. Wenn dieses Eckpunktepapier sachlich ist, weiß ich, was Juden für sachlich und wahr halten. Wenn dieses Eckpunktepapier von Juden als gut bezeichnet wird, weiß ich, was Juden als gut bezeichnen.

"Ein klares politisches Signal, dass Juden und Muslime willkommen sind" (04.10.2012)
http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3847.html

»Der Zentralrat ist politisch stark« - Jüdische Allgemeine (29.11.2012)
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/14614/
Graumann: "Wir haben das Glück, dass wir eine Bundeskanzlerin haben, die auf besondere Weise die jüdische Gemeinschaft unterstützt." und "Weil sich doch alles gleich in Politik übersetzt [...] Der Zentralrat ist politisch stark. Wir müssen mit dieser Stärke aber auch verantwortungsvoll umgehen."
Grauman scheint zu übersehen, dass Politik in einem Rechtsstaat die Funktion hat, die Interessen des Volkes und nicht die des Zentralrates der Juden zu vertreten. Seine neue Macht sieht Graumann scheinbar in einem Ausmaß gewachsen, das nur noch durch das Wächteramt seiner eigenen Verantwortung kontrolliert werden kann.

Zur Verabschiedung des Gesetzes zur Beschneidung von Jungen - (12.12.2012)
http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3924.html
"Entscheidend für uns ist die politische Botschaft des Gesetzes, die heißt: Jüdisches und muslimisches Leben bleibt hier weiter willkommen. Das würdigen wir sehr."
Dieser Botschaft des Gesetzes schließe ich mich vollumfänglich an, der Beseitigung seines menschenrechtsverletzenden Inhaltes soll mein weiteres Streben gewidmet sein.

"Es herrscht ein Mangel an Respekt vor Religion" - Die Welt (29.12.2012)
http://www.welt.de/politik/deutschland/article112285820/Es-herrscht-ein-Mangel-an-Respekt-vor-Religion.html
Dieter Graumann: "Glauben Sie allen Ernstes, wir würden seit 4000 Jahren unseren Kindern mutwillig Schaden zufügen wollen? Das Kindeswohl ist gerade im Judentum das höchste Gut, der Schutz der Kinder steht vor allem anderen."
Siehe dazu Another NYC Baby Gets Herpes From Dangerous Haredi Circumcision Ritual
Dieter Graumann: "Wir haben schon viel zu viele Menschen verloren, wir können es uns nicht leisten, noch mehr zu verlieren."
Dieser Satz sollte in einem anderen Kontext das neue Fundament des Judentums (und anderer Beschneidungsreligionen) bilden. Der Wortlaut hat das Bewusstsein wenigstens erreicht.

Qualifizierung von Mohalim – Erfolgreiches Kompaktseminar in Berlin (09.10.2013)
http://www.zentralratdjuden.de/de/article/4592.qualifizierung-von-mohalim-erfolgreiches-kompaktseminar-in-berlin.html
"Dies gilt einerseits dem Schutze der Säuglinge, andererseits aber auch dem Schutz der Mohalim", so Dr. Schuster. [...] Im Gesetz ist vorgesehen, dass Jungen bis zum Alter von sechs Monaten auch von Nicht-Ärzten beschnitten werden dürfen, sofern diese nach den Regeln der ärztlichen Kunst verfahren."
Wer möchte sich auch nicht durch einen Nicht-Mediziner operieren lassen, der ein Kompaktseminar zertifiziert bekommen hat. Zu den Möglichkeiten einer Betäubung durch Nicht-Ärzte siehe Onlinezeitschrift für Höchstrichterliche Rechtsprechung zum Strafrecht HRRS. Dort heißt es u.a. "Mit der "Mohel-Klausel"[94] erlaubt die Vorschrift auch Nichtärzten Beschneidungsakte, wenn diese "für die Durchführung der Beschneidung" dem Arzt "vergleichbar befähigt" sind. Reinhard Merkel hat dies so gelesen, dass der Mohel allein unter Verwendung der (insuffizienten) Salbe beschneiden darf. Denn Absatz 2 gestatte dem Mohel "Beschneidungen gemäß Absatz 1" und damit den Gesamtakt; weil Nichtärzte aber keinen Zugang zu effektiven Anästhetika haben und diese auch gar nicht anwenden dürfen, lasse § 1631d II BGB die Salbe hinreichen." So wie es die Grünen befürwortet haben, soll auch im Rahmen dieser "Qualifizierung von Mohalim" die betäubungslose Beschneidung weiterhin sichergestellt werden. Wer hier also was verhöhnt und welchen Stellenwert das Kindeswohl dabei einnimmt ist eindeutig.

Josef Schuster über die Weiterbildung von Mohalim - (17.10.2013)
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/17311
"In diesem Zeitraum bis zu drei Wochen gibt es keine andere Möglichkeit einer sinnvollen Schmerzbekämpfung als die Emla-Creme." Zu Emla siehe oben. Das Kindeswohl spielt also keine Rolle.

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