Beschneidung von Jungen und Mädchen aus religiösen Gründen

Das Kölner Urteil, die gesellschaftliche Diskussion und die juristische Entwicklung.

"Hier gibt es kein Warum" - Auszug der Dankesrede von Fritz Stern zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels mit enthaltenen Zitaten von Primo Levi

http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/sixcms/media.php/1290/1999_stern.pdf
Primo "Levi schildert den grauenvollen Transport im Viehwagen mit quälendem Durst und fährt fort: »... Durstig wie ich bin, sehe ich vor dem Fenster in Reichweite einen schönen Eiszapfen hängen. Ich öffne das Fenster und mache den Eiszapfen ab, doch gleich kommt ein großer und kräftiger Kerl, der draußen herumging, und reißt ihn mir mit Gewalt aus der Hand. >Warum?< frage ich in meinem beschränkten Deutsch. >Hier gibt es kein Warum<, gibt er mir zur Antwort und treibt mich mit einem Stoß zurück.« Dieses »Hier gibt es kein Warum« ist die Verachtung alles Menschlichen, die verbale Vernichtung. Das »Warum« ist die existenzielle Frage, die jeder Mensch an seinen Gott oder an sein Schicksal richtet. Verbietet man die Frage, verweigert man die Antwort - dann bescheinigt man dem Menschen sein Nicht-Sein, seine absolute Rechtlosigkeit."

Weiter heißt es:

"Für mich ist dieses Verweigern von »Warum« der authentische Ausdruck des Totalitarismus, es enthüllt den tiefsten Sinn des Systems: die Negation der westlichen Zivilisation. Die Menschen werden der absoluten Willkür ausgesetzt. Das »Warum« ist nicht nur existenzielle Urfrage, sondern auch die Grundlage jeglichen Rechtssystems; es erzeugt den Anfang des Denkens, den Anstoß zur Wissenschaft, zum fruchtbaren Argument."

Und weiter:

"Die Verweigerung des »Warum« hat eine noch größere, allgemeinere Bedeutung für uns. Wir haben den Totalitarismus überwunden und damit den Feind verloren, der uns sozusagen automatisch unserer Tugend versicherte. Früher konnten wir uns begnügen mit dem Gefühl: Wir sind nicht wie diese. Heute sind andere Maßstäbe gefordert: Nehmen wir die Verpflichtung des »Warum« ernst genug, als Recht der Mündigkeit, als Grundanspruch menschlicher Würde?"

Die Frage des Kindes zu gestatten, und eben nicht durch Vorverlegung in die Zeit der vollständigen Sprachlosigkeit zu verhindern, ist damit Grundlage und Ausdruck genau jener Weiterentwicklung, die gerade das jüdische Volk zu Recht von der deutschen Gesellschaft fordert, und ich hoffe, mit einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes auch erhält. Diesen leider erst verzögerten Zeitpunkt mit der jüdischen Gemeinde gemeinsam bedauern zu können, ist mein Wunsch.

Welche Entwicklung bereits stattgefunden hat und was sein wird, zeigt folgender Artikel des jüdischen Arztes Gil Yaron.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-unsere-seltsame-tradition-11827726.html
Gil Yaron, dessen Meinung offenbar von den Ansichten der ihn umgebenden Personen determiniert wird, hat leider inzwischen seine "Überzeugung" gändert.
http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/podiumsdiskussion-beschneidung-uni-koeln-merkel-hoefling/ - Legal Tribune (07.12.2012) Die Podiumsdiskussion ist auf DRadio veröffentlicht worden.

Seitenanfang